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Die Wahrheit liegt im Fünfmeterraum...
...und der Fünfmeterraum ist online:
torhuetende-feldspieler.de: Fußballkultur für alle, denen im Kicker das Wesentliche fehlt...
Jetzt gewinnen Torhütende Feldspieler sogar schon Elfmeterschießen!
So geschehen kurz vor Jahresfrist im DFB-Pokal
durch Stefan Sieger von den
Offenbacher Kickers - einer unserer ersten Neuzugänge für das Jahr 2006.
Nach längerer
Pause im vergangenen Jahr wird nun also endlich unsererseits
weitergearbeitet an diesem Archiv der wahren und ganz
besonderen Fußball-
helden. Einige neue Gesichter sind hier bereits zu bewundern, aber unsere
Liste ist noch lang,
und bekannte Namen wie der legendäre José Luis
Chilavert oder Martin Pieckenhagen, aber auch bisher eher unbekannte
Helden werden in den nächsten Wochen unsere Seite ergänzen.
torhuetende-feldspieler.de ist ein Projekt von Bernhard Grulich und Daniel Müller unter Mitarbeit von
Patrick Twinem.
Torhütende Felspieler:
In fremden Trikots und mit viel zu großen Handschuhen, die sie von ihrer Nr. 1 übernommen haben, aber
mutig und voll Tapferkeit nehmen sie den Platz zwischen den Pfosten ein, der nach Platzverweis oder Verletzung
des gelernten Torwarts vakant geworden ist. Diesen wahren Helden des Fußballs ist unsere Seite gewidmet.
Ihr Team mit mehr oder minder großem Erfolg vor Schlimmerem bewahrt haben...
Feldspielende Torhüter:
Nicht nur Feldspieler müssen ins Tor, auch Torhüter spielen manchmal vorne mit. Selten schon von Anfang an
als Feldspieler nominiert, öfters in den letzten Minuten - sich mit dem Mute der Verzweiflung in der
Offensive gegen die drohende Niederlage wendend. Nicht nur einfach vorne rumgelaufen, sondern deutlich ins
Spielgeschehen eingegriffen haben...
Elfmeterschießende Torhüter:
Trendsetter waren 1988 Ralf Zumdick und später der damals von Zumdick bezwungene Andreas Köpke im "Duell
der Nationaltorhüter" gegen Bodo Illgner in der Saison 1992/93. Spätestens seit Hans-Jörg Butt beim HSV
sogar zum Stammelfmeterschützen aufstieg, ist es Mode geworden: Torhüter versuchen sich als Elfmeterschützen.
Den langen Gang zum Punkt haben gewagt...
Legendäre Ersatztorhüter:
Für wahre Liebhaber der Fußballkultur kann es nur EINEN legendären Ersatztorhüter geben:
Gregor Quasten
Ihn bewundert seit seiner vorletzten Bundesligasaison 1986/87 im Trikot des SV Waldhof Mannheim noch heute
ein ausgesuchter Kreis an Fans - weniger wegen seiner Leistungen auf dem Platz als vielmehr wegen der
frappierenden Ähnlichkeit seines Bildes im Panini-Album "Fußball 87" zu Michael Landon, dem "Engel auf Erden"
aus der gleichnamigen Fersehserie.
Trikottausch:
In Kürze hier erhältlich: Das offizielle torhuetende-feldspieler.de-Trikot.
Die Nr. 12 mit Deinem Namen!
Geschäftsstelle:
Das Präsidium von www.torhuetende-feldspieler.de:
Bernhard Grulich
Hat mit dem 1. FC Nürnberg schon alles erlebt: Vom genauen Studium der Vlado Kasalo-Eigentore über den
Kantersieg in Egelsbach bis hin zum letzten Punktgewinn im Münchner Olympiastadion. Sammelte in der
Schule bei den Klassenkameraden Spenden gegen den drohenden Konkurs des Clubs. Schlüsselerlebnis:
6.4.1996, Nürnberg, Frankenstadion. FCN gegen Mainz. Nürnberg führt 1:0, Stöver muß ins Tor, Mainz
gewinnt. Deshalb gibt es diese Seite.
Kontakt: bernhard@torhuetende-feldspieler.de
Daniel Müller
Leidet seit Jahren mit der Frankfurter Eintracht. So blieb er auch nicht von überragend haltenden
Torhütenden Feldspielern verschont - "Tanne" Tarnat war es, der den Bayernsieg im Waldstadion
festhielt. Daniel ist mittlerweile des öfteren im Karlsruher Wildpark anzutreffen, wo er nach einem
würdigen Nachfolger für Rafael Martin Vazquez Ausschau hält. Was noch gesagt werden muß: "Die beste
Abwehrreihe aller Zeiten: Bindewald - Bind - Roth"
Kontakt: daniel.mueller@torhuetende-feldspieler.de
Fragen, Lob, Kritik? Dann Mail an praesidium@torhuetende-feldspieler.de ! Wir sind gespannt!
Transfermarkt:
torhuetende-feldspieler.de befindet sich in stetigem Wachstum, denn die Welt des Fußballs überrascht immer wieder
aufs Neue. Deshalb brauchen wir Eure Hilfe: Wißt Ihr von Spielern, von denen Ihr meint, daß sie auf unserer
Seite unbedingt vermerkt sein müßten, es aber noch nicht sind? Dann Mail an: probetraining@torhuetende-feldspieler.de,
möglichst mit folgenden Angaben: Wer? Wann? Warum? Mit welchem Erfolg? Wie ging's aus? Der Dank der Fußballwelt
ist Euch sicher!
Möchten Sie unsere Werbebande mieten? - Kostet fast nichts!
Bei Interesse Mail an: praesidium@torhuetende-feldspieler.de
Ergänzungsspieler:
Es gibt noch ein paar andere gute und wichtige Fußballseiten im Netz. Hier sind sie:
11 Freunde - Magazin für Fußballkultur
Blutgrätsche
Kicker-Sportmagazin online
Tipmaster - das spannende Fußball-Tippspiel
1. FC Nürnberg
Eintracht Frankfurt
SC Bastia
US Lecce
Joboxers Holzwickede - Dirk Eitzerts aktueller Verein
FC Spielraum - Shirts für Helden!
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Mike Büskens:
An den 26.09.1992 wird sich Mike Büskens nur ungern
erinnern: Dies ist der Tag, an dem der Schalker zwar
Aufnahme in den elitären Kreis der torhütenden Feldspieler fand, doch mußte er - anders als seine Leidensgenossen
im Fünfmeterraum - zahlreiche Male hinter sich greifen. Am 8. Spieltag der Saison 1992/93 übernahm Büskens beim
Schalker Auftritt in Leverkusen bereits in der Anfangsphase der 2. Halbzeit beim Stand von 2:0 den Posten von
Torwart Lehmann und erlebte 32 dunkle Minuten. Von seiner Abwehr im Stich gelassen, kassierte Büskens vier
weitere Treffer der Bayer-Elf, die damals noch mit dem ostdeutschen Traumsturm Kirsten/Thom agierte. Schalke
hatte dem nur den zwischenzeitlichen Anschlußtreffer durch Ingo Anderbrügge entgegenzusetzen. Ob die Blau-Weißen
jedoch mit Torhüter Lehmann den Untergang hätten abwenden können, bleibt fraglich. Dieser durfte auch in der
folgenden Saison in Leverkusen nicht zu Ende spielen: Zur Halbzeit wurde er beim Stand von 3:0 für Bayer
wegen schwacher Leistung von Ersatzkeeper Gehrke abgelöst, Schalke verlor am Ende 5:1, wieder trafen Ulf Kirsten
/ Andreas Thom und Anderbrügge erzielte das einzige Tor für Schalke - Lehmann verließ, wütend über seine
Auswechslung, noch während des Spiels das Stadion und fuhr mit der Straßenbahn nach Hause.
Dirk Eitzert:
Einer der charismatischsten Spieler, die jemals bei der “grauen Maus” VfL Bochum die Stiefel schnürten,
Dirk Eitzert, hielt als Torwartaushilfskraft am 33. Spieltag der Saison 1991/92 gegen den SV Werder Bremen
seinen Kasten sauber. Mit ihm im Tor gelang es den Bochumern, einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf zu
ergattern. Das Auswechselkontingent war bereits erschöpft, als Stammkeeper Ralf Zumdick - auf dieser Seite
seinerseits als Elfmeterschütze vertreten - in der 78. Minute Rot nach einem Handspiel außerhalb des Strafraums
sah. So ging Dirk Eitzert beim Stand von 1:2 (Torschützen Dressel/Bode, Rufer) zwischen die Pfosten und
erledigte den ungewohnten Job tadellos. Schließlich gelang Frank Heinemann in der 90. Minute der Bochumer
Ausgleich; Bochum schaffte den Klassenverbleib. Der damalige Trainer Holger Osieck hatte vor der Spielzeit
angekündigt: “Über den VfL werden sich noch viele Wundern!” Zumindest was den 33. Spieltag angeht, hatte
er recht behalten. Um Eitzert wurde es bald darauf still, seine Karriere als Fußballprofi währte nur
kurz. Nur wenige seiner früheren Mannschaftskameraden haben noch heute Kontakt zu ihm. Laut Peter Peschel
ist Eitzert heute ein “sehr erfolgreicher Baulöwe”. Was dieser Mann anfaßt, wird wohl zu Gold...
Francisco Javier Farinós:
21.3.2002, Estadio Mestalla in Valencia, Rückspiel im UEFA-Cup-Viertelfinale zwischen Valencia C. F. und
Inter Mailand. Nach dem 1:1 im Hinspiel führen die Italiener seit der 3. Minute durch ein Tor von Ventola.
Inter-Torwart Toldo ist auf dem besten Wege, mit unzähligen Glanzparaden zum Matchwinner zu avancieren -
bis er in der 90. Minute wegen wiederholten Zeitspiels die Rote Karte sieht. Inters überraschender Triumph
scheint noch einmal gefährdet - doch übernimmt der in Valencia geborene und im Jahr 2000 - ein Jahr nach
seinem Trainer Hector Cúper - von C. F. zu Inter gewechselte Mittelfeldspieler Francisco Javier Farinós
Toldos Handschuhe - Inter-Trainer Cúper hatte bereits dreimal gewechselt. Den Spaniern gelingt es nicht,
in der Nachspielzeit den ehemaligen Mannschaftskameraden zu überwinden, Farinós zeigt eine sehenswerte
Parade und hält einen weiteren Ball sicher fest. So übersteht Inter Valencias Schlußoffensive und zieht
ins Halbfinale ein - nicht zuletzt dank eines torhütenden Feldspielers.
Michael Schjönberg:
Einen spektakulären Auftritt als torhütender Feldspieler absolvierte Michael Schjönberg für den 1. FC Kaiserslautern
am 33. Spieltag der Saison 1999/2000 beim SC Freiburg. Bereits nach 30 Minuten mußte Trainer Otto Rehagel den
verletzten Stammkeeper Georg Koch durch das ewige Torwarttalent Uwe Gospodarek ersetzen. Schon in der Halbzeitpause
war jedoch auch für den Ersatztorwart verletzungsbedingt Schluß. Noch in der Kabine übergab er sein Trikot an
Verteidiger Michael Schjönberg. Dieser mußte in der 59. Minute zwar das Freiburger 2:1 durch Levan Kobiaschwili
hinnehmen, machte ansonsten seinen Aushilfsjob aber bestens. Seine Leistung krönte er durch einen gehaltenen
Foulelfmeter, geschossen von Alexander Iaschwili in der 84. Minute. Daß es dennoch nicht zum Punktgewinn der
Lauterer im Dreisamstadion reichte, lag an der Offensivabteilung.
Uwe Stöver:
"...der schlimmste Kick der letzten 20 Jahre. War es Unsportlichkeit, war es Dummheit, war es Hilflosigkeit oder
war es Phlegma, schlimmer, es war alles." So Günther Kochs Kommentar zum Zweitligaspiel 1. FC Nürnberg -
FSV Mainz 05 am 6.4.1996. Der Club führte 1:0, als Torsten Lieberknecht Rot sah, die Mainzer spielen fortan nur
noch zu zehnt - und Nürnberg blamiert sich bis aufs Hemd. Nach dem Mainzer Ausgleich in Unterzahl provoziert
Rainer Zietsch Gästetorwart Dimo Wache, dieser rastet aus und sieht dafür ebenfalls Rot. Mainz kann nicht mehr
wechseln und Uwe Stöver übernimmt den Posten Dimo Waches. Zietsch kann sich nicht beherrschen und sieht nach einer
weiteren Provokation noch Gelb-Rot, die Mainzer verhindern einen dritten Platzverweis, indem eine weitere gelbe
Karte nicht der eigentlich zu verwarnende Demandt, sondern ein anderer Spieler "entgegennimmt". Eben dieser
Sven Demandt erzielt kurz vor Schluß den Siegtreffer für die 05er. So besiegen 9 Mainzer 10 Nürnberger,
minutenlang mit einem torhütenden Feldspieler spielend, der vom Gegner nicht ein einziges Mal geprüft
wird. Für Uwe Stöver wird sein erfolgreiches Torwartdebüt dennoch unvergessen bleiben, für den Club war dieses
Spiel der Auftakt einer Serie von Mißerfolgen, deren Folge am Saisonende der Abstieg in die Regionalliga war -
der Tiefpunkt der Nürnberger Vereinsgeschichte.
Michael Tarnat:
Jeder Anhänger der Frankfurter Eintracht hat zahlreiche bittere Momente erlebt. Ein besonders ärgerliches
Ereignis stellt das Heimspiel am 5. Spieltag der Saison 1999/2000 gegen den FC Bayern München dar. Frankfurt war
durch Neuzugang Bachirou Salou früh in Führung gegangen und drauf und dran, die Erfolgsserie der ersten Spieltage
auszubauen. Eintrachts All-Time-Hero Jan-Aage Fjörtoft verpaßte jedoch mit einem verschossenen Elfmeter die
frühzeitige Entscheidung. In der 53. Minute mußte Münchens Nationaltorwart Oliver Kahn mit einer
Gehirnerschütterung ausgewechselt und durch Bernd Dreher ersetzt werden. Dieser zog sich bereits 11 Minuten später
eine Knieverletzung zu, und so verrichtete Mittelfeldspieler Michael Tarnat bis Spielende den Job zwischen den
Pfosten. Zum erwarteten Kantersieg der Eintracht kam es jedoch nicht, da plötzlich München das Spiel bestimmte
und der einzige gefährliche Torschuß, den die Frankfurter noch zustandebrachten, in hervorragender Manier vom
Aushilfskeeper pariert wurde. Zu allem Überfluß gelang Bayern sogar noch die Wende durch Giovane Elber und ein
spätes Tor von Sammy Kuffour.
Jan Koller:
Maßstäbe auf dem Gebiet der torhütenden Feldspieler setzte am 12. Spieltag der Saison 2002/03 beim
Spitzenspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund im Olympiastadion Jan Koller. Nachdem der BVB
seine 1:0-Halbzeitführung (durch Stürmer Koller in der 7. Minute) nach einem Platzverweis von Torstens Frings
(41.) in Halbzeit zwei mit zehn Spielern nicht verteidigen konnte und bereits in der 62. Minute den Ausgleich
durch Roque Santa Cruz hinnehmen mußte, erzielte der eingewechselte Claudio Pizarro den Führungstreffer der
Münchner (66.). Dortmunds Torwart Jens Lehmann, bereits mit Gelb belastet, beschwerte sich über eine angebliche
Abseitsposition so lautstark und penetrant, daß sich der im überhart geführten Spiel nicht überzeugende
Schiri Weiner veranlaßt sah, den Dortmunder einmal mehr in dessen Karriere vom Platz zu stellen. Da Trainer
Matthias Sammer bereits dreimal gewechselt hatte, zog Jan Koller das Lehmann-Trikot über, begab sich zwischen
die Pfosten und zeigte den bisher besten Auftritt eines torhütenden Feldspielers in der Bundesliga, der
ihm sogar die Torhüterposition in der Kicker-”Elf des Tages” einbrachte. Der Tscheche fing gekonnt mehrere
Flanken ab, zeigte eine Glanzparade nach einem Ballack-Schuß, hatte bei einem Lattentreffer Bayerns das Glück
des Tüchtigen, schien zu keiner Zeit von der ungewohnten Rolle im eigenen Fünfmeterraum überfordert und
versuchte in den letzten Minuten gar, die Macher dieser Seite dazu zu zwingen, die neue Rubrik
“Feldspielende torhütende Feldspieler” einrichten zu müssen, doch wurde sein Vorstoß in Kahns Strafraum nicht
vom Erfolg gekrönt - es blieb beim 2:1 für Bayern, das damit seinen Vorsprung an der Tabellenspitze auf
fünf Punkte ausbaute.
Diego Klimowicz:
Als am 26. Spieltag der Saison 2002/03 im Duell
der beiden VfLs aus Wolfsburg und Bochum Torwart-Oldie
Claus Reitmaier mit einer Fleischwunde am Knie in der 83. Minute beim Stand von 2:0 (Tore: Tomislav Maric,
Roy Präger) das Feld verlassen mußte, dachte Trainer Jürgen Röber, der zuvor bereits dreimal gewechselt
hatte, zunächst an Stefan Schnoor, als es galt, einen Feldspieler zwischen die Pfosten zu beordern. Doch
ließ sich der Coach von seinem Team überzeugen, die bis dahin souverän aufspielende Abwehrformation der
“Wölfe” intakt zu lassen, und so striff sich der gerade erst ins Spiel gekommene Stürmer Diego “Grenadero”
Klimowicz das Trikot des fast 39jährigen Torstehers über und hielt in den letzten Minuten seinen Kasten
gegen die Schlußoffensive der Bochumer sauber. Zwar erinnerte seine Faustabwehr einige Journalisten eher
an einen Boxkampf als an Aktionen eines Fußballspiels, doch wird der Auftritt des Argentiniers mit
spanischem Paß sicherlich als einer der erfolgreicheren in die Annalen des torhütenden Feldspielertums
eingehen.
Wolfgang Rolff:
Am 25. Spieltag der Saison 1984/85 mußte beim Auftritt des Hamburger SV auf der Bielefelder Alm Wolfgang Rolff in
der 71. Minute für seinen verletzten Torwart Uli Stein den Job im Fünfmeterraum übernehmen. Nachdem kurz danach
Siggi Reich (übrigens aus verschiedensten - hier lieber nicht genannten - Gründen das Vorbild von Hol
ger Ballwanz)
mit seinem zweiten Tor den torhütenden Feldspieler zum 2:0 überwand, gelang dem HSV zunächst sogar noch der
Anschlußtreffer durch Manni Kaltz, doch in der Schlußphase konnten die Arminen gegen den bedauernswerten Rolff
in der 82. Minute wiederum durch Siggi Reich und in der 89. Minute durch Dirk Hupe den 4:1-Endstand herstellen.
Karsten Surmann:
Als einer der ersten Feldspieler in der Bundesliga durfte am 5. Spieltag der Saison 1987/88 Karsten Surmann im
Spiel seines Klubs Hannover 96 beim 1. FC Kaiserslautern als Feldspieler die Rolle des Torwarts übernehmen.
Beim Spielstand von 2:1 für Lautern (Tore: Hartmann, Hobday, Wuttke) mußte in der 70. Minute Stammkeeper
Ralf Raps passen und Ersatzmann Andreas Reinke wurde - wie bereits zwei Wochen zuvor beim Spiel der 96er in
Hamburg - für Stefan Kohn eingewechselt. Als in der 78. Minute auch Reinke ausfiel, übernahm Mittelfeldspieler
Karsten Surmann die Torhüterposition und mußte nach einem Schuß von Frank Hartmann zum 4:1 in der 87. Minute
hinter sich greifen, in der 75. Minute hatte bereits Franco Foda für die Lauterer gegen Reinke auf 3:1 erhöht.
Für die Hannoveraner war auf dem Betzenberg unter diesen Umständen kein Punkt zu holen, das Rückspiel in Hannover
entschied man jedoch durch ein Tor von Detlev Dammeier mit 1:0 für sich.
Heiko März:
Quasi das Auftakt-Ereignis für alle weiteren Torwart-Kuriositäten im Rostocker Ostseestadion war die Begegnung
zwischen Hansa Rostock und Bayer Leverkusen am 7. Spieltag der Saison 1991/92. Ganze 13.700 Zuschauer wurden
Zeugen, als in der 82. Minute der Torwart des letzten Meisters der DDR, Daniel Hoffmann, wegen Handspiels außerhalb
des Strafraums die Rote Karte sah und für ihn Verteidiger Heiko März den Platz im Tor einnahm - Trainer Uwe Reinders
hatte das Wechselkontingent bereits ausgeschöpft. Die Hansa-Kogge überstand jedoch die stürmische Schlußphase ohne
ein drittes Gegentor, so blieb es beim 2:2 - Florian Weichtert hatte die Rostocker in Führung gebracht (13. Minute),
Martin Kree in der 45. und 61. Minute zwischenzeitlich den Spieß zu Leverkusens Gunsten umgedreht, bevor
Michael Spies zum Endstand ausglich (71.).
Miroslav Stevic:
Die Zuschauer im Rostocker Ostseestadion wurden am 25. Spieltag der Saison 1998/99 wieder einmal Zeugen einer
kuriosen Torwartsituation. Beim Spiel der heimischen Hanseaten gegen Michael Skibbes Dortmunder Borussia wurde
Nationalkeeper Jens Lehmann wegen einer Tätlichkeit in der 89. Minute des Feldes verwiesen. Zu diesem Zeitpunkt
lag Rostock bereits durch Treffer von Oliver Neuville und Victor Agali mit 2:0 in Front und Dortmunds Trainer
hatte bereits dreimal ausgewechselt. Daher schnappte sich der bis dahin stark spielende Miroslav Stevic die
Handschuhe seines Torwarts und hütete den Kasten der Gäste bis zum Schlußpfiff. Ein Tor kassierte er in den
letzten Minuten nicht mehr.
Boris Zivkovic:
Einen sicher geglaubten Sieg vergab Bayer Leverkusen am 14.10.2000, dem 8. Spieltag der Saison 2000/01, im Bremer
Weserstadion. Dieser doppelte Punktverlust ist jedoch nicht dem torhütenden Feldspieler Boris Zivkovic zuzuschreiben,
welcher in der 90. Minute für seinen Mannschaftskameraden und Keeper Pascal “Zubi” Zuberbühler einsprang. Der
Verlauf der Schlußphase dieses Spiels war bereits ein deutliches Anzeichen dafür, daß sich die Spielzeit 2000/01
für den als Hoffnungsträger verpflichteten Nationalschlußmann der Eidgenossen zu einer wahren “Seuchensaison”
entwickeln würde: Beim Stand von 1:3 für seine Leverkusener wehrte Pascal Zuberbühler in der 88. Minute noch
erfolgreich einen von Andreas Herzog getretenen Handelfmeter ab, wurde jedoch unmittelbar darauf von Marco Bode
mit einem Kopfball überwunden, der die Grün-Weißen auf 2:3 heranbrachte. Zwei Minuten später hatte ein brutales
Einsteigen Zuberbühlers gegen Fabian Ernst für den Keeper die Rote Karte zur Folge, zum ebenfalls fälligen erneuten
Elfmeter für Werder trat diesmal Ailton an. Ihm entgegen stellte sich Boris Zivkovic, der Jersey und Handschuhe
von Zuberbühler übernommen hatte, doch war der Kroate in seiner ersten Situation als Aushilfstorwart machtlos.
So konnten die Werderaner nach einem 1:3-Rückstand das Spiel in den letzten Minuten noch umbiegen und durch das
3:3 wenigstens einen Punkt im Heimspiel retten. Bereits in der Saison 1997/98 war es bei der gleichen Partie in
Leverkusen zu einer ähnlichen Situation gekommen. Damals war jedoch auf Bremer Seite Havard Flo für Oliver Reck
eingesprungen.
Havard Flo:
Am 22. Spieltag der Saison 1997/98 mußte beim 4:1 von Bayer Leverkusen gegen Werder Bremen der Bremer
Stürmer Havard Flo zehn lange Minuten zwischen den Pfosten seinen Mann stehen und einen direkten Freistoß
von Stefan Beinlich passieren lassen. In der 82. Minute hatte der als “Pannen-Olli” bekannt gewordene
damalige Werderaner Oliver Reck wegen einer zweifelhaften Notbremse von Schiedsrichter Fröhlich die Rote
Karte gesehen. Flo, der erst zehn Minuten zuvor eingewechselt wurde, zog sich selbstbewußt das Torwarttrikot
an und versuchte, schlimmeres zu vermeiden, was dem Norweger - abgesehen von Beinlichs Treffer zum
4:1-Endresultat - auch gelang.
Sunday Oliseh:
Auf einen Kurzeinsatz als torhütender Feldspieler brachte es der nigerianische Nationalspieler Sunday Oliseh
am 15. Spieltag der Saison 1996/97 für den 1. FC Köln im Heimspiel gegen den HSV. Der Kölner Keeper Antonio Ananiev
sah in der dritten seiner lediglich vier Bundesliga-Partien in der 91. Minute die Rote Karte wegen groben Foulspiels.
Sunday Oliseh übernahm Torwarttrikot und Handschuhe von Ananiev und schickte sich an, den Kölner Kasten in den
letzten Sekunden der Schlußphase sauber zu halten. Doch wurde er nicht vor schwere Prüfungen gestellt, Köln ließ
nichts mehr anbrennen und sicherte den Punkt, den Joker Holger Gaißmayer für die “Geißböcke” durch sein Ausgleichstor
zum 2:2 in der 83. Minute - vorher trafen Toni Polster für den FC (3. Minute) sowie Hassan Salihamidzic (4.) und
Sven Kmetsch (22.) für den HSV - bereits erkämpft hatte.
Stephan Sieger:
Während sich die öffentlich-rechtlichen TV-Zuschauer noch bei
der Live-Übertragung des Duells zwischen FCB und HSV
langwei
len müssen, ringt St. Pauli am Millerntor die Hertha nieder und
verschenkt der Club in Frankfurt den
Viertelfinaleinzug, doch der
kuriose Höhepunkt der DFB-Pokal-Achtelfinalspiele am 21. De
zember 2005 steigt im Rostocker
Ostseestadion zwischen den
beiden Zweitligisten FC Hansa und Kickers Offenbach: Durch ein
Tor von Türker führen die
Gäste seit der 23. Minute, da gleicht
quasi mit dem Schlußpfiff Schied für die Ostseestädter aus, ob
gleich diese seit
der 71. Minute nur noch zu zehnt spielen, Prica
sah Gelb-Rot. Die Verlängerung endet torlos, bemerkenswert le
diglich der
Platzverweis für den Offenbacher Blaskic wegen gro
ben Foulspiels zwei Minuten nach seiner Einwechslung. Es folgt
die Entscheidung im Elfmeterschießen. Den zweiten Offenbacher Elfmeter hält Schober und
gibt den Ball dann nach Ansicht
des OFC-Keepers Sead Ramovic nicht ausreichend schnell
wieder frei. Es folgt eine Rangelei, nach einem gegenseitigen
Kopfstoß gehen beide Torste-her zu Boden, Schober sieht von Schiedsrichter Manuel Gräfe Gelb, Ramovic Rot (der objek
tive
Betrachter hätte es wohl eher umgekehrt für korrekt gehalten) - und der OFC hat be
reits dreimal gewechselt. Stephan Sieger,
seines Zeichens Mittelfeldspieler bei den Kickers,
übernimmt Hemd und Handschuhe seiner Nummer 1 und stellt sich in
Erwartung des nächsten Rostocker Elfmeters zwischen die Pfosten. Madsens Schuß pariert er zwar nicht, doch
verunsichert
er diesen derart, daß der Ball an der Latte landet, ebenso wie der letzte, von
Shapourzadeh getretene, Versuch der Hansa.
Daß direkt vor diesem zweiten Rostocker Fehl
schuß Sieger selbst im eigenen Versuch vom Punkt Sieger gegen Schober bleibt,
bedeutet den nicht mehr geglaubten Einzug der Offenbacher ins Viertelfinale.
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Richard Golz (Richie Golz):
In der Bundesligasaison 1995/96 erlebten die Fußballfans etwas wirklich Neues. Hatte man sich an Torsteher
gewöhnt, die in den letzten Minuten durch mehr oder weniger koordiniertes Vorstürmen einen Punkt retten wollen
und hatte man sich mit treffsicheren Elfmeterschützen im Jersey des Keepers abgefunden, so sah man in dieser
Punkterunde in zwei Spielen - jeweils im Rostocker Ostseestadion - gelernte Torhüter in Feldspielertrikots
auf Torejagd gehen. Einer von ihnen war der damalige Hamburger Richard Golz. Am 23. Spieltag kam es zum
Nordderby an der Ostsee zwischen Hansa Rostock und dem HSV. Der Aufsteiger aus Mecklenburg-Vorpommern führte
schnell durch Tore von Jonathan Akpoborie und Stefan Beinlich mit 2:0. Die Hamburger, die eine sehr
durchwachsene Saison spielten, kamen nie recht ins Spiel und vor allem vom Sturmduo Carsten “Air” Bäron /
Daniel Stendel ging kaum Gefahr aus. Auch Hasan Salihamidzic und Jörg Albertz konnten keine Akzente setzen.
Dies verleitete Trainer Felix Magath zu einem der ungewöhnlichsten taktischen Schachzüge in der
Bundesligageschichte: Er wechselte in der 80. Minute Ersatztorhüter Holger Hiemann für Stendel ein und
schickte Stammtorwart Golz aus dem eigenen Straufraum in den Sturm. Zumindest für Kopfballgefahr war nun
gesorgt. Auch balltechnisch wußte “Richie” durchaus zu gefallen. Die Wende konnte er bei allem Einsatz
jedoch nicht herbeiführen.
Dirk Heyne:
Nachdem die internationale Karriere der Magdeburger Torwartlegende Dirk Heyne mit dem Ende der DDR ein
jähes Ende genommen hatte, gelang es ihm ausgerechnet am Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober 1992, beim
Spiel seines neuen Vereins Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern München noch einmal, für Furore zu
sorgen: In seinem ersten Bundesligaeinsatz taucht der damals 34jährige Ersatztorhüter im Olympiastadion
Sekunden vor Spielende im Strafraum vor dem gegnerischen Schlußmann Raimond Aumann auf, knallt nach einer
Ecke den Ball an den Pfosten und Martin Max staubt zum 2:2-Ausgleichstreffer ab. Am Saisonende lag Bayern
München auf Platz zwei hinter Werder Bremen - einen Punkt entfernt vom Titel...
Oliver Kahn:
Mal wieder bis in die Haarspitzen motiviert präsentiert sich Oliver Kahn beim Gastspiel der Münchner
Bayern am 24. Spieltag der Saison 2000/01 im Ostseestadion in Rostock. Seinem Sturmlauf in der 90. Minute
vor das Hansa-Tor kann jedoch das Gehirn des Nationalkeepers offenbar nicht folgen und schaltet nicht
rechtzeitig von "Torwart" auf "Stürmer" um: Kahn flippt mal wieder aus, springt - die Fäuste voran - durch
Martin Pieckenhagens Strafraum und boxt den Ball ins Tor. Statt des 3:3-Ausgleichs erhält Kahn die gelb-rote
Karte. Der folgende Abpfiff verhindert, daß Tarnat einmal wieder als torhütender Feldspieler tätig werden muß.
Kahn findet das nachher alles offenbar lustig: "Ich mußte lachen, bei aller Ernsthaftigkeit im Fußballgeschäft".
Er wäre jedoch, betont er später, hätte Schiri Markus Merk den Treffer anerkannt, zu diesem gegangen und
hätte ihn auf den Regelverstoß hingewiesen: "Das geht ja schließlich nicht!"
Jens Lehmann:
Am 20. Spieltag der Saison 1997/98 war es endlich soweit: Zum ersten Mal in der Bundesligageschichte trifft
ein Torhüter aus dem Spiel heraus ins gegnerische Tor. In der 93. Minute im Revierderby zwischen Dortmund und
Schalke gibt Schiri Jansen im Westfalenstadion einen umstrittenen Eckball für die Gäste. Der Gelsenkirchener
Torhüter Jens Lehmann - später in Diensten der Borussia - wittert seine Chance im gegnerischen Strafraum:
Olaf Thon tritt den Eckball, Thomas Linke verlängert, Lehmann trifft per Kopf zum 2:2-Ausgleich - und verdirbt
damit am 19.12. den Dortmundern das Weihnachtsfest. Als Buhmann mußte nacher das Schiedsrichtergespann
herhalten - wohl zurecht, denn selbst das Schalker "Kampfschwein" Marc Wilmots bestätigte: "Das war kein Eckball.
Ich hatte mich schon mit einem Abstoß abgefunden und abgedreht." Der Dortmunder Lars Ricken ergänzte:
"Der Linienrichter stand zwei Meter daneben. Doch wenn er auf Abstoß entschieden hätte, hätte er aus dem Schalker
Block 800 Feuerzeuge auf den Kopf bekommen."
Frank Rost:
Daß Torhüter, die in der Schlußphase nach vorn eilen, nicht nur den ersehnten Ausgleich erzielen, sondern ganze
Spielverläufe auf den Kopf stellen können, mußte der FC Hansa Rostock am 29. Spieltag der Saison 2001/02 schmerzlich
feststellen: Im Bremer Weserstadion sah die Hansa beim Stand von 2:3 wenige Minuten vor Schluß wie der sichere
Sieger aus, als sich bei einem Werder-Eckstoß von der rechten Seite Bremens Schlußmann Frank Rost ins Getümmel
stürzte und den zurückprallenden Ball aus fünf Metern mit dem rechten Fuß in die Maschen drosch. Ein herber Dämpfer
im Abstiegskampf für die Mannschaft von der Ostsee und vor allem für ihren Trainer Armin Veh: Der frustrierte
Rostocker Coach wollte sich die letzten Aktionen gar nicht mehr ansehen und befand sich bereits auf dem Weg in die
Kabine, als sein Team noch in der Nachspielzeit den Elfmetertreffer zum Bremer 4:3 durch Ailton hinnehmen mußte.
Rost begründete seinen unorthodoxen Einsatz im gegnerischen Strafraum nach dem Spiel: "Ich mußte alles probieren.
Wir haben noch eine Minimalchance im Kampf um den UEFA-Cup-Platz. Die wollte ich nutzen." Mit Erfolg...
Die Frage, ob der Ball wirklich über der Linie gewesen sei, kommentierte Rost wie folgt: "Na klar, klares Tor.
Ansonsten hätte ich den Schiedsrichter gekillt." Da hat Herr Sippel ja nochmal Glück gehabt.
Jörg Schmadtke:
Wie schon am 23. Spieltag (siehe unter “Feldspielende Torhüter - Richard Golz”) wurden die Fußballinteressierten
im Rostocker Ostseestadion beim Hansa-Heimspiel in der 31. Runde der Saison 1995/96 gegen den SC Freiburg Zeugen
einer außergewöhnlichen taktischen Maßnahme des Trainers der Gäste. René Schneider hatte die Hansa-Kogge in der
48. Minute mit 1:0 in Führung geschossen. Weitere hochkarätige Chancen wurden bei einem wahren Angriffsfeuerwerk
zwar herausgespielt, aber reihenweise ausgelassen. Die Offensivabteilung der Breisgauer blieb über die gesamte
Spielzeit dagegen blaß. Zu entschuldigen ist dies vielleicht durch die damals aufgrund von Verletzungssorgen arg
angespannte Personalsituation der Freiburger. Als Angreifer standen nur noch Alain Sutter, Harry Decheiver und
Nikola Jurcevic zur Verfügung, die aber schwach spielten. So sah sich Trainer Volker Finke gezwungen, in der
84. Minute den bis dahin überragend haltenden Torhüter Jörg Schmadtke in den Sturm zu beordern. Ersatztorwart
Stefan Beneking übernahm dessen Rolle zwischen den Pfosten - Finke brachte ihn für Verteidiger Karsten Neitzel.
Wenn Schmadtke auch tatsächlich für eine Belebung des Freiburger Angriffsspiels sorgte, so blieb es doch beim
1:0 der Rostocker und bei diesem einmaligen Auftritt des Torhüters Schmadtke als Feldspieler.
Peter Schmeichel:
International gefürchteter Vollstrecker ist der Däne Peter Schmeichel, Welttorhüter der Jahre 1992 und 1993.
Er traf bereits für die dänische Nationalelf, und sein erstes Tor auf internationaler Vereinsebene erzielte er
1996 für Manchester United im UEFA-Cup zum 2:2 gegen Rotor Wolgograd (was aber das Ausscheiden ManUs nicht
verhinderte). Am 20.10.2001 konnte er für seinen neuen Klub Aston Villa im Spiel gegen Everton sein erstes
Premier-League-Tor erzielen. Beim Stand von 1:3 fünf Minuten vor Schluß positionierte er sich bei einer Ecke am
langen Pfosten und konnte die Hereingabe mit einem Volleyschuß verwerten. Eine weitere Chance konnte Towartkollege
Paul Gerrard vereiteln. Somit reichte die beherzte Aktion des Dänen nur zum Anschlußtreffer, Aston Villa unterlag
2:3. Teammanager John Gregory sagte später: "Ich habe zu Peter gesagt, daß wir ausgeglichen hätten, wäre er
für die letzten 10 Minuten vorne gewesen." Bis zu seinem Treffer hatte Schmeichel, am rechten Bein verletzt,
alle Abschläge mit links gemacht. Daß er den Treffer mit dem rechen Fuß erzielte, spricht für die Moral des
charismatischen Torhüters. Evertons Manager Walter Smith bekannte nach dem Spiel: "Ich habe im Fernsehen schon
Torhüter treffen sehen, aber nie in einem Spiel, das ich coachte. Ich hoffe, daß ich das nie wieder erleben muß!"
Francesco Toldo:
Auch in Italien beeindrucken Torhüter als Offensivkräfte: Am 6. Spieltag der Saison 2002/03 kam es in der
Serie A zum Duell der beiden Meisterschaftsaspiranten Inter Mailand und Juventus Turin. Lange Zeit dominierten
die Gäste aus der Industriemetropole im Piemont das Spiel, doch gelang es ihnen erst in der 88. Minute durch einen
von Alessandro Del Piero verwandelten umstrittenen Foulelfmeter, die optische Überlegenheit in Zählbares
umzumünzen. Dies war der Startschuß zu einer dramatischen und ereignisreichen Schlußphase, in der zunächst
Morfeo (Inter) und Conte (Juve) in der 89. Minute nach einer Rangelei Rot sahen. In der Nachspielzeit rückte dann
der italienische Vize-Nationalkeeper, Francesco Toldo, der schon zwischen den Pfosten eine überragende Leistung
gezeigt hatte, mit in den Strafraum der Gäste auf, um Inter nicht nur durch seine Paraden einen Punkt zu sichern.
Nach dem letzten Eckball für Inter kam es zum Getümmel im Strafraum von Toldos Rivalen im Nationalteam, Gianluigi
Buffon, aus dem heraus der Ball zum späten Ausgleich im Tor landete. Sowohl Christian Vieri als auch Toldo waren
zuvor am Ball und beanspruchten den Treffer für sich, auch die Fernsehbilder konnten keine sichere Aufklärung über
den wahren Torschützen liefern, Toldo wurde jedoch - ob Schütze des Siegtreffers oder nicht - als Held des Spiels
gefeiert.
Jimmy Glass:
Es geschah am letzten Spieltag der Saison 1998/99 in der englischen Third Division, der 4. und niedrigsten Profiliga.
Carlisle United und Scarborough standen auf der Kippe zum Abstieg in den nichtbezahlten Fußball und Carlisle spielte
zu Hause gegen Plymouth. Auf dem Platz stand auch Jimmy Glass, wegen akuter Veletzungskrise ausgeliehener Torwart aus
Swindon. Da er nach der Transfersperre zum Verein kam, durfte er nur dank einer Sondererlaubnis in seinem letzten von
drei Spielen für Carlisle antreten. In der 3. und letzten Minute der Nachspielzeit steht es 1:1 und Carlisle braucht 3
Punkte, um noch an Scarborough vorbeizuziehen. Bei einem Eckball für Carlisle wandert Glass (”because there’s always
goals in the six-yard-box”, erklärt er den Ausflug später) in den gegnerischen Strafraum, die Ecke kommt, ein Kopfball
wird abgeblockt, der Ball fällt Glass vor die Füße, welcher in bester Torjägermanier den Ball volley in die Maschen
knallt. Sein Treffer löst eine Massenhysterie unter den Carlisle-Fans aus, Tausende stürmen beim Abpfiff den Platz.
Originalton Glass: “Was dachte ich in dem Moment? Ich dachte: ‘Oh Gott, ich bin unter 2000 Menschen begraben!’” Carlisle
blieb durch diesen Treffer in der Third Division. Glass kommentierte sein Tor später mit den Worten: “I have no skill,
no ability, but I couldn’t miss from two yards.” Der Treffer war der einzige Höhepunkt der Karriere des “Helden von
Carlisle”, den Fans später gar in einem Gedicht würdigten; nach weiteren Gastspielen in Cambridge, Brentford und Oxford
beendete er seine Laufbahn schon im Jahr 2001. Sein Treffer vom 8. Mai 1999 macht ihn jedoch für die Fußballwelt
unsterblich!
(Wir danken Wolf Lücker für seine Recherche und Mitarbeit zu diesem Beitrag!)
+++++
Hans-Jörg Butt:
Butt trifft am 12.03.2002 gegen Juve-Torwart Buffon zum 1:0
Hans-Jörg Butt ist mit seinen nationalen und internationalen Treffern für den HSV und Bayer Leverkusen
inzwischen nicht nur der mit Abstand erfolgreichste elfmeterschießende Torhüter, sondern sogar der
erfolgreichste aktive Elfmeterschütze der Bundesliga überhaupt.
Alle Elfmeter von Hans-Jörg Butt
Oliver Kahn:
Nach seiner Faustballeinlage 2000/01 in Rostock (siehe unter der Rubrik "Feldspielende Torhüter") meint der
deutsche Nationaltorhüter, auch einmal ein reguläres Tor erzielen zu müssen: 23.02.2002, Bayern München
gegen Energie Cottbus, 91. Minute, Spielstand 6:0, Elfmeter für den FCB. Kahn macht sich auf den Weg vor das
gegnerische Tor, läuft an, schießt - und findet seinen Meister im Cottbuser Gegenüber Tomislav Piplica. Der
hohen Münchner Führung ist es wohl zu verdanken, daß Kahn diesmal ausnahmsweise auf Kung-Fu-Einlagen sowie
Wutausbrüche verzichtet und sich Würgegriffe und Bisse gegen seinen Kontrahenten erspart.
Andreas Köpke:
Später wird es heißen, Andreas Köpke habe das direkte Duell gegen seinen langjährigen Konkurrenten im Tor
der Nationalmannschaft, den damaligen Kölner Bodo Illgner, am 12. Spieltag der Saison 1992/93 gesucht, um
endgültig zu verdeutlichen, wer Deutschlands wahre Nr. 1 sei. In Wahrheit gab es jedoch nach zahlreichen
Fehlversuchen im Saisonverlauf und nach einem von Hans Dorfner vergebenen Strafstoß im gleichen Spiel
niemanden mehr beim Club, der sich in der Lage sah, die Standardsituation Elfmeter zu bewältigen. So tat
Köpke lediglich, was ein Kapitän zu tun hat und verwandelte souverän und nervenstark zum 1:1. Der Weg zurück
ins eigene Tor wurde zum Triumphmarsch wider Willen, der FCN erzielte später noch den 2:1-Siegtreffer - doch
der Posten des Nationaltorwarts war bis zum bescheidenen deutschen Auftreten bei der WM 1994 weiter fest
in Illgners Hand. Einen zweiten Elfmetertreffer ließ die Nürnberger Torwartlegende am 11. Spieltag der
Saison 1993/94 zum 3:0 Endstand gegen Dynamo Dresden folgen.
Jens Lehmann:
Bevor Jens Lehmann als erster feldspielender Torhüter einen Treffer in der deutschen Eliteliga erzielte, war er
bereits als Elfmeterschütze erfolgreich: Am 21. Spieltag der Saison 94/95 gastiert 1860 München im Gelsenkirchener
Parkstadion und liegt gegen Schalke bereits mit 5:1 hinten, als in der 84. Minute Lehmann gegen Rainer Berg
zum Strafstoß antritt und zum 6:1 verwandelt. Lehmann findet trotz Torjubels zwar rechtzeitig den Weg zurück in
seinen Kasten, kann jedoch den sofortigen Anschlußtreffer durch den damaligen Löwen-Stürmer Guido Erhard nicht
verhindern. Dieses Gegentor zum 6:2-Endstand konnte Schalke angesichts des Kantersieges allerdings verschmerzen.
Es handelte sich beim zweiten Münchner Treffer übrigens um das zweite von vier Bundesligatoren des unvergessenen
Publikumslieblings Guido Erhard, der sich unter tragischen Umständen am 21. Februar 2002 im Al
ter von nur 32
Jahren das Leben nahm.
Tomislav Piplica:
Für seinen Auftritt beim Ost-Derby zwischen Hansa Rostock und Energie Cottbus am 32. Spieltag der Saison 2000/01
im Ostseestadion erhielt der Bosnische Nationaltorwart Tomislav Piplica nicht nur die Kicker-Note 5, sondern er
zog auch den Spott des Rostocker Publikums auf sich, als er in der 45. Minute mit einem schwach geschossenen
Elfmeter an Matchwinner Martin Pieckenhagen scheiterte, den Kai Oswald an Sebastian Helbig verursacht hatte.
Es blieb beim 1:0 für Hansa. "Ich war damals der Idiot für alle", erinnert sich Piplica später, doch
leistete er in der folgenden Saison bei der Neuauflage des Spiels auf beeindruckende Weise "Wiedergutmachung":
Als bester Cottbuser Spieler hält er einen Handelfmeter von Timo Lange und ist beim 0:0 Garant für den Punktgewinn.
Oliver Reck:
09.02.2002, St. Pauli geht auf Schalke unter. Zunächst düpiert Jörg Böhme St.-Pauli-Schlußmann Simon Henzler
vom Punkt mit einem Lupfer im Stile Panenkas zum 3:0, der die Frage aufwirft, ob es sich hier um Arroganz oder
Genialität handelt. Doch damit nicht genug: 80. Minute, Gerald Asamoah kommt im Strafraum zu Fall, erneut Elfmeter
für Schalke, die Fans fordern lautstark den früheren "Pannen-Olli". Dieser holt sich noch das OK von den
Mitspielern und trifft dann souverän zum 4:0-Endstand.
Ralf Zumdick:
Der junge Ralf Zumdick, heute aus der Historie des VfL Bochum nicht mehr wegzudenken, feierte am 34. Spieltag
der Saison 1987/88 den Klassenerhalt auf damals noch ganz besondere Art und Weise: Als Schiedsrichter Osmers im
letzten Saisonspiel gegen den Club aus Nürnberg in der 88. Minute Elfmeter pfeift - das Spiel ist beim Stand von
2:0 längst entschieden - tritt der oberlippenbarttragende Keeper höchstselbst an und erzielt das einzige
Bundesligator seiner Karriere. Der FCN konnte die Niederlage im Ruhrstadion verschmerzen - aufgrund der besseren
Tordifferenz gegenüber dem HSV hält er den 5. Tabellenplatz und zieht in den UEFA-Cup ein, Bochum landet dank
des Sieges noch auf Platz 12.